2. Jesus nimmt das Kreuz auf sich

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Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi -
quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.



Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (27, 27-31):

"Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden! Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an".

Das Todesurteil ist gesprochen; die Hinrichtung beginnt. Beklommen lesen wir von der Quälerei, die Jesus unter den Händen der römischen Soldateska erleiden muss. Eine ganze Kohorte, fast fünfhundert Mann, versammelt sich um den Gefangenen, um ihr grausames Spiel mit ihm zu treiben. Was hat er ihnen getan? Wer so fragt, vergisst eine der traurigsten Wahrheiten über den Menschen, dessen Grausamkeit kein Motiv braucht, nur eine Gelegenheit.

Wer ist der Gefangene, dem sie nun gleich das Kreuz aufladen werden, in den Augen seiner Quäler? Ein Wanderprediger, der beansprucht, König der Juden zu sein, göttlicher Herkunft gar? Ein römischer Legionär meint zu wissen, was ein König ist, und so finden die Soldaten, die an ihren eigenen Kaiser denken, den düsteren Tiberius, unseren stillen und milden Herrn absurd. Jesus zeigt sich den Soldaten in der Ohnmacht der Liebe, und sie verkennen den Gottessohn, der vor ihnen steht. 

"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", hat Jesus gepredigt, und der staatlichen Macht mit dem Nachsatz "und Gott, was Gottes ist", eine unüberschreitbare Grenze gesetzt. Die aber, die Jesus misshandelten, anerkannten keine Grenze mehr, und ihre Macht wurde nackte Gewalt.

Jesus nimmt das schwere Kreuz auf seine Schultern, unter dessen Last er zusammenzubrechen droht. Der Sündlose nimmt die Sünden der Menschheit auf sich, auch die der ihn verhöhnenden Römer. Wie die machttrunkene Soldateska haben auch wir, habe auch ich den Gottessohn verkannt und verhöhnt. Wir möchten dem unter dem Gewicht des Kreuzes Schwankenden beistehen, aber zunächst müssen wir bekennen: Er schwankt unter der Last unserer Sünden, meiner Sünden. 

Herr -

Du hast unsere Sündenlast auf dich genommen und das Kreuz getragen, das für uns bestimmt war. Hilf uns, den Weg der Sünde zu verlassen und dir nachzufolgen. 



(Beitrag von Morgenländer)